Klassenerhalt 2004: 1.FCK - Dortmund

Es war das Spiel der Saison, sowohl von der Bedeutung her als auch von seinem Verlauf. Das Fritz-Walter-Stadion war nach langer Zeit mal wieder ausverkauft. Handzettel, Wandzeitungen, Medienberichte, Interviews stimmten die Fans auf ihre so notwendige Rolle ein, um das ... Abstiegsgespenst aus dem Stadion zu vertreiben.

 

Allein bei der Nennung der Namen von Sammers Millionentruppe fallen einem die Unterkiefer und Hoffnungen herunter. Doch die von zahlreichen und agilen Dortmund-Fans neongelb eingefärbte neue Osttribüne wurde angesichts des FCK-Sturmlaufs in der ersten Halbzeit schnell ruhiger und wurde nach der 6. Minute sogar ganz still, nachdem Lokvenz zur verdienten Führung eingeköpft hatte. Wenig später hätte beinahe ein „Pfostenknaller“ die Entscheidung gebracht. Dass der FCK sich dann, wohl auch weil die Kraft schwand, zurückzog, um die Führung zu verteidigen, war für uns Fans nervenaufreibend und führte fast zwangsläufig zum verdienten Ausgleich der Dortmunder. Dass es bis zum Abpfiff in der 95. Minute bei dem Unentschieden blieb, dass der notwendige verflixte letzte Punkt geschafft und der Klassenerhalt aus eigener Kraft erreicht war, das ist gut so, und dass es in der Schlusstabelle letztlich sogar 4 Punkte Vorsprung zu den Abstiegsrängen waren, ist noch eine Idee besser, aber ohne Belang.

 

Es ist müßig, nach dem letzten Spiel der Saison 2003/2004 nach den Gründen zu suchen, warum es für die Roten Teufel am Ende so knapp war, in der 1. Liga zu bleiben. Waren es die wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten 3 abgezogenen Punkte, die so schwer aufzuholen waren,

 ... waren es die zum Teil und vor allem am Saisonende eklatanten Auswärtsschwächen,

 ... war es das Gladbacher Ausgleichstor in der Nachspielzeit,

... waren es fehlender Teamgeist,

... Trainerwechsel,

... Verletzungspech,

... Glücklosigkeit (man denke an die vielen Pfostentreffer),

... Schiedsrichterleistungen,

... zu enge Trikots,

... fehlende Fanunterstützung

... und, und, und.

 

Sicherlich nicht ein Grund, sondern von jedem etwas. Ganz Verwegene behaupten, das war eine große und geschickte dramaturgische Strategie, um Medien und Fans bis zum Schluss zu beschäftigen.

 

Es ist wie in einem guten Krimi, am Ende wird alles noch gut und ist der Fall gelöst. Nur in unserem Fall laufen die Täter noch alle frei herum.

 

Sei’s drum, es wurde der Klassenerhalt wie eine Meisterschaft gefeiert im Stadion, davor, drum herum und auf dem Weg nach Hause.

 

Die Feier war der „Entspannungsgipfel“ und Ausdruck der Freude, dass auch in der Saison 2004/05 nicht Unterhaching, Burghausen, Aue usw. ins Fritz-Walter-Stadion kommen, sondern Werder Bremen, Borussia Dortmund, Bayern München und andere auf den Betzenberg gebeten werden.

 

In die Freude mischte sich auch Trauer, weil der beliebte und sympathische Sportsmann Miroslav Klose aus finanziellen Gründen den FCK verlassen muss. Die Westkurve überschüttete den Star bei seinem wie er selbst zu verstehen gab „vorerst“ letzten Auf- oder besser Abtritt mit Dankeschönjubel, und Miro dirigierte seine Welle.

 

Viele Fans sind auch betrübt, dass ausgerechnet die Freunde von 1860 München zumindest für ein Jahr in der 2. Liga spielen. Der harte Bundesligaalltag stellte hier die Existenzfrage, bei der Freundschaften dann zweitrangig werden.

 

Auch Lokvenz und Knavs gehen und werden der Mannschaft mit Sicherheit fehlen. Neuverpflichtungen sind in ungeahnter Menge getätigt und darunter Namen, die zu großen Hoffnungen Anlass geben. Ob sie letztlich auch Verstärkungen sein werden, muss sich und wird sich weisen.

 

Die Missfallensäußerungen bezüglich Jancker einiger sogenannter Fans sind absurd. Wenn der kahlköpfige Ex-Bayer in Italien auf der Ersatzbank seinen Kampfeswillen und Torinstinkt nicht verloren hat, könnte er zu den Roten Teufeln passen. Ich halte seinen nunmehr verjährten „Stinkefinger“ als eine verständliche, wenn auch unpassende menschliche Regung und für die er sich jüngst beim Fanbeirat ausdrücklich und angemessen entschuldigt hat. Die, die sich jetzt darüber ereifern, sind die Gleichen, die mit ihren Sprüchen und Gesängen aus der zum Teil tiefsten Schublade solcherlei provozieren.

 

Jetzt ist erst mal Pause zum Regenerieren und zum Neuaufbau. Jetzt kann und muss Trainer Kurt Jara sein Geschick beweisen und kann sich nicht mehr mit „übernommenen Hypotheken“ herausreden. Darauf sind wir alle gespannt und blicken mit nichts anderem als Zuversicht der neuen Saison entgegen.